Emilia Galotti

Lessings “Emilia Galotti” Eine anspruchsvolle Umsetzung

Die jahrgangsübergreifende Theatergruppe der IGS Melle probt seit zwei Jahren mit dem Theaterpädagogen und Sozialarbeiter die Inszenierung von Lessings „Emilia Galotti“. Sechs Aufführungen krönten die harte Arbeit.

Die Darstellerinnen: Juliana Schröder, Hanne Große-Johannsböcke, Johanna Vogelpohl, Valeria Meinel, Lara Hildebrandt, Wiebke Groß, Finja Janßen und Eva Finkemeyer

Ein bürgerliches Trauerspiel, ein Drama der Aufklärung, eine politische Kritik an der Willkür des Adels? Lessings „Emilia Galotti“ ist vieles – auch alt. Über 240 Jahre ist es her, dass der bis heute in deutschen Theatern ununterbrochen inszenierte Dramatiker das Stück in Braunschweig uraufführte. Die Umsetzung ist wirklich anspruchsvoll“, erzählt Juliana Schröder (Emilia). „Die eine Rolle muss nahezu distanziert und emotionsfrei dargestellt werden, während die andere Rolle sich in ihre Emotionen förmlich hineinsteigert und übersteigert werden muss.“ Die Rollen mit Leben zu füllen – das ist den Schüler*innen der Jahrgänge 8 bis 12 nach nahezu zwei Jahren Vorbereitung gelungen.

Die Premiere: Nieselregen prasselt auf den verwaisten Schulhof, Dunkelheit legt sich wie ein Mantel des Schweigens über die vom Scheinwerferlicht hektisch ausgeleuchteten Straßen rund um die Gesamtschule. Mit einem Krachen fällt die Tür des Foyers hinter der letzten Reinigungskraft zu. Das Brummen der Sauger und Wummern der Wischmaschinen verstummt und weicht Stille. Gespannter Stille. „Haut es raus!“, ruft Julian Neumayr vor dem Mischpult für die Beleuchtung sitzend und klatscht motivierend in die Hände. Seit zwei Jahren begleitet der Theaterpädagoge, der als Sozialarbeiter an der IGS arbeitet, die Gruppe.

Plötzlich steht er da. Der „Prinz“ – Lara Hildebrandt. Allein. Mit sich und den Worten und Gesten. „Das Stück lebt von den schauspielerischen Fähigkeiten der Darsteller“, weiß auch Neumayr. Die Idee zum Stück kam Neumayr durch die Inszenierung der Emilia Galotti von Michael Thalheimers am Deutschen Theater Berlin. „Diese Inszenierung verfolgte einen absolut theaterpädagogischen Ansatz.“ Die Beziehungen der Darsteller untereinander würden weniger durch den Text, als das Zusammenspiel von Gestik, Mimik und Körpersprache erzeugt. „Das ist eine echte Herausforderung, gerade für Laienschauspieler, erzeugt auf der Bühne aber auch einen enormen ästhetischen Mehrwert“. Nicht zuletzt durch das Tempo des 80-minütigen Stückes gewinne die Handlung „nahezu eine Leichtigkeit“, freut er sich auf die anstehenden Aufführungen.

Die Handlung des Stückes an sich ist recht unspektakulär. Der Prinz des norditalienischen Herzogtums Guastalla veriebt sich in Emilia Galotti, unwissend, dass diese noch am gleichen Tag den Grafen Appiani heiraten soll. Marinelli, der Kammerherr des Prinzen sorgt für die Ermordung Appianis und die Entführung Emilias. Von der ehemaligen Mätresse des Prinzen erfährt Emilias Vater von dem Komplott, wenn auch zu spät; er versucht, seine Tochter zu befreien, und als das nicht gelingt, ersticht er sie auf ihren eigenen Wunsch, um ihre Tugend zu bewahren.
„Sehr gut“, klatscht Neumayr, Theaterpädagoge und Sozialarbeiter der der IGS Melle. Seit zwei Jahren probt die Gruppe um ihn das Stück. „Ob wir es wirklich aufführen würden, da hatten wir zwischendurch schon unsere Zweifel“, erinnert sich … schmunzelnd. Die eine Hauptrolle verließ die Schule kurz vor der Aufführungsreife, dann war der Terminkalender zu voll: Widrigkeiten, die nun vergessen sind. Sechs Aufführungstermine sind für die Gruppe um Juliana Schröder, Hanne Große-Johannsböcke, Johanna Vogelpohl, Valeria Meinel, Lara Hildebrandt, Wiebke Groß, Finja Janßen und Eva Finkemeyer angesetzt.