Kamun 2023

Weltpolitik hautnah in Örebro

Einmal im Jahr findet am Karolinska-Gymnasium in Örebro, einer schwedischen  Großstadt mit einer knapp 155.000 großen Bevölkerung, zwischen Stockholm und Göteborg gelegen, ein sogenanntes “Model United Nations” Rollenspiel statt.

Hierbei wird Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, wie echte UN-Delegierte über die wichtigen politischen Fragen unserer Zeit zu diskutieren und so einen Einblick in das Wirken und die Funktion der UN zu erhalten.

In diesem Jahr waren zum ersten Mal auch Schülerinnen und Schüler der IGS Melle beim Rollenspiel dabei.

Montag: Anreise und Ankunft

Nach einem langen Tag voller Flüge, Bus- und Zugfahrten und viel Warterei an den Gates dieser Welt kommen wir, die in diesem Jahr im Auftrag der IGS Melle am KAMUN Rollenspiel 2023 teilnehmen sollen, mit unserem Lehrer Herrn Göbel am Bahnhof in Örebro an. Es ist schon spät, wir sind erschöpft und am nächsten Morgen wird es bereits um 8:00 in die Schule gehen, daher fahren wir alle, nach einer kurzen Begrüßung unserer Gastgeschwister, in unsere Gastfamilien und fallen in unsere schwedischen Gastbetten.

Dienstag: Die schwedische Schule

Am nächsten Morgen kommen wir, gemeinsam mit unseren Gastgeschwistern, in die imposante, knapp 700 Jahre alte, immer gepflegt wirkende und modern ausgestattete  Schule. Die Schule und das gesamte schwedische Schulsystem werden uns auch nach unserer Fahrt noch beeindrucken. Wir begleiten die schwedischen Schülerinnen und Schüler den ganzen Tag mit großem Interesse, bevor am nächsten Tag das eigentliche Rollenspiel beginnt.

Mittwoch: Das Rollenspiel

Am Morgen des 08.02.2023 versammeln sich alle Teilnehmenden in der Aula des Sozialwissenschaftlichen Traktes der Schule. Nach einer Einführung, durch die Organisatoren des Rollenspiels, welche einen Jahrgang höher ebenfalls das Karolinska-Gymnasium besuchen, hält jede Landesfraktion eine Eröffnungsrede. Daraufhin begeben sich die Delegierten, zu jeder Landesfraktion gehören sechs Delegierte, immer zwei von ihnen bilden ein Team, in das ihnen zugeteilte Gremium. Insgesamt gibt es drei Gremien, den Human Rights Council, den Climate Council und den Security Council. Da der Security Council als einziges Gremium auf Englisch abgehalten wird, werden wir Deutschen alle zur Teilhabe im Security Council, welcher sich mit dem Krieg im Jemen befasst, abgestellt.

Die Sitzungen des Security Councils laufen alle nach einem festen Schema abgehalten, dabei gibt es zwei Phasen, welche sich, in unterschiedlicher Länge abwechseln. Die Open Debate welche eine förmliche Debatte, moderiert von der Jury und in fachlicher Sprache gehalten, darstellt und das Lobbying bei welchem die Delegierten der verschiedenen Länder des Security Councils frei und unmoderiert miteinander verhandeln und sprechen können.

Ziel des diesjährigen Security Councils ist es, Antworten in Form von Resolutionen zu zwei Kernfragen zu finden. Diese Kernfragen lauten: “Wie lässt sich weitere Gewalt an Zivilisten im Jemen verhindern?” und “Wie kann man Kriegsverbrecher aus dem Jemen ihrer gerechten Strafe zuführen?”

Nach einem Tag voller hitziger Debatten standen sich am Ende bei beiden Fragen zwei Resolutionen gegenüber, eine Resolution des “westlichen” Lagers unterschrieben von den USA, Frankreich, Großbritannien und einigen weiteren Ländern und eine des “östlichen” Lagers unterschrieben von Russland, China und Kasachstan.

Am nächsten Tag würden sich beide Resolutionen, der jeweiligen Frage, zur Wahl im großen Plenum gegenüberstehen und wir ließen den erfolgreichen Tag mit einer gediegenen Runde Billard ausklingen.

Donnerstag: Entscheidungen und Kompromisse

Am Donnerstag Morgen treffen wir uns mit allen Teilnehmenden, sowie den Schülerinnen und Schülern des unteren Jahrgangs (an dieser schwedischen Schule der erste, an einer vergleichbaren deutschen Schule der zehnte Jahrgang), in der Aula. Der untere Jahrgangs spielt während des gesamten Projekts die Journalistinnen und Journalisten, um sich schon einmal mit dem Konzept des Rollenspiels vertraut zu machen, bevor sie im nächsten Jahr selber in die Rolle der Delegierten schlüpfen.

In der Aula wird nun mit den Mitgliedern aus allen Komitees über die in den Komitees erarbeiteten Resolutionen abgestimmt. Da sowohl die Abstimmung über die Resolutionen des Climate Councils als auch die Abstimmung über die Resolutionen des Human Rights Council’s auf schwedisch abgehalten werden besteht der Vormittag von uns deutschen Delegierten in erster Linie daraus, in der Aula zu sitzen und sich hin und wieder, wenn ein Raunen durch die Menge geht oder lauter Applaus aufbrandet, von unseren schwedischen Kolleginnen und Kollegen erklären zu lassen, was denn gerade überhaupt passiere.

Nach einem vorzüglichen und für alle grundsätzlich kostenlosen Mittagessen geht es mit der Abstimmung über die Resolutionen des Security Councils, nun endlich auf Englisch, weiter. Leider kommt es auch nach circa drei Stunden weitergehender Debatten nicht zu einer Einigung des “Westens” und des “Ostens” und so tritt, Russlands Vetorecht sei dank, keine der insgesamt vier erarbeiteten Resolutionen in Kraft.

Da sich unsere Zeit in Örebro nun bereits dem Ende neigt, gehen wir mit unseren schwedischen Gastgeschwistern ein letztes Mal essen und rekapitulieren die schöne und ereignisreiche Zeit, die wir in Schweden erleben durften. Nur ich, Samuel Enge, nehme nicht an diesem Abschlussessen  teil, da ich den Geburtstag meiner Gastmutter mit traditionell schwedischer Smörgåstårta, einem herzhaften und scheinbar typisch schwedischen Kuchen, feiere.

Freitag: Ein Tag in Stockholm

Am Freitag reisen wir frühmorgens mit dem Zug ab. Unser Plan ist es, eine weitere Nacht in Stockholm zu verbringen und Schweden noch nicht sofort zu verlassen.

Trotz Müdigkeit und Kälte besichtigen wir die wunderbare Stadt Stockholm, wir werden Zeugen eines Wachwechsels, sehen uns das beeindruckende Parlament an und besichtigen das Vasa Museum, welches einen der besterhaltenen Großsegler des 17. Jahrhunderts, von beeindruckender Größe, enthält.

Am Abend fallen wir müde in unsere Kojen, auf unserem zum Hotel umgebauten Schiff.

Samstag: Trautes Heim, Glück allein 

Am Samstag Morgen machen wir uns, nach einer wahrlich eindrucksvollen Woche, wieder auf den Weg nach Melle und kommen am Abend gegen 21.00 Uhr wieder am Bahnhof unserer Heimatstadt  an.

Die Zeit in Schweden war ein echtes Erlebnis und ich denke ich spreche für alle von uns Schülerinnen und Schülern, wenn ich sage, dass uns die Reise noch lange positiv in Erinnerung bleiben wird und, dass uns das KAMUN 2023 Rollenspiel viel über die Funktion der UN und über die Funktionen unserer Welt im Allgemeinen gelehrt hat.

Text: Samuel Enge, Fotos: IGS Melle